„Schöne Bilder alleine reichen nicht aus: Die deutsch-französischen Beziehungen müssen aus der Gesellschaft heraus gelebt werden.“

Anlässlich der Europawahl veranstaltete der DFJA am vergangenen Donnerstag, dem 30. Mai, ein digitales Podiumsgespräch. Unter dem Titel „Europa für die Jugend – Vereint in der Vielfalt” diskutierten unsere hochkarätigen politischen Gäste über aktuelle Herausforderungen der Europäischen Union (EU) und die Situation der deutsch-französischen Freundschaft. Nach einem spannenden Gespräch, moderiert von DFJA- Vizepräsident Jonas Brenner sowie dem DFJA-Mitglied und ehemaligen Präsidenten Christian Bissinger, hatten schließlich auch die rund 60 Zuschauer:innen die Möglichkeit, ihre Fragen an die Gäste zu richten.  

Die geladenen Politker:innen deckten das breite Spektrum demokratischer Parteien ab. Es sprachen: Franziska Brantner (Bündnis 90/Die Grünen), Brigitte Klinkert (Renaissance), René Repasi (SPD), Roland Theis (CDU) und Sven Franck (Volt Frankreich). Ganz im Geiste der europäischen Idee bewiesen sie dabei in respektvollem und wertschätzendem Umgang miteinander die Relevanz parteiübergreifender Zusammenarbeit. Alle Teilnehmenden betonten mehrmals die herausragende Bedeutung Europas als Friedensprojekt im Angesicht derzeitiger Konflikte. Dies sei laut der Parlamentarischen Staatssekretärin Frau Brantner für uns alle, im Besonderen jedoch für die zukünftigen Generationen, ein wichtiges Thema. In diesem Zuge betonte der Europa-Spitzenkandidat der CDU Saar, Herr Theis, dass sich die EU selbst verteidigen können müsse. Der Europa-Spitzenkandidat der SPD Baden-Württemberg, Herr Repasi sprach sich für eine EU aus, die als Garant für Frieden vermehrt als Schutzmacht fungieren solle.  

Hinsichtlich der Zugänglichkeit Europas — vor allem in Bezug auf die Senkung des Wahlalters auf 16 Jahre für die Europawahl in Deutschland — sagte Herr Theis, dass man enstprechende Belange der jungen Generation ernst nehmen müsse. Frau Brandtner indes ergänzte „[man] muss dort sein, wo junge Menschen sich bewegen” und solle auch darauf achten, welche Parteien tatsächlich Listenplätze an junge Menschen vergeben. Herr Repasi betonte indes die Notwendigkeit einer „Normalisierung Europas“. Es gäbe, erklärte das Mitglied des Europäischen Parlaments, klare Zuständigkeiten zwischen der EU und den Nationalstaaten, weshalb das Märchen von der Komplexität und Unverständlichkeit der EU nicht das vorherrschende Bild sein dürfe. Die Gründe für dessen Verbreitung sieht er in einer mangelhaften Kommunikation von Seiten Europas und der nationalen Politik gegenüber der Bevölkerung. So attestierte er beispielsweise einen signifikanten Mangel in der medialen Berichterstattung im Vorfeld der Wahlen. Auch Herr Theis kritisierte den negativen Diskurs um die EU, wenngleich seiner Einschätzung nach das Bewusstsein der Menschen für den Wirkungsraum der EU in den letzten Jahren gewachsen sei.

In punkto Perspektive auf den deutsch-französische Motor herrschte bei den Gästen Einigkeit. So laufe dieser trotz aller schönen Bilder von Macrons Staatsbesuch nicht mehr Rund. Vor diesem Hintergrund unterstrich der Europa-Spitzenkandidat der Liste Volt in Frankreich Herr Franck, dass die deutsch-französische Freundschaft, wie auch Europa, aus der Gesellschaft heraus gelebt werden müsse. Möglich sei dies durch Städtepartnerschaften, was auch ein Schwerpunkt der Arbeit des DFJA darstelle. Europäische Probleme erforderten europäische Lösungen, so der Volt-Kandidat. 

Mit Blick auf die abnehmenden Zahl an Deutsch- beziehungsweise Französisch- Sprachschüler:innen (siehe dazu die vergangene Podcast-Episode vom 10. März), hielten die Gäste fest, dass es einen verstärkten politischen Willen brauche, um dieser Entwicklung entgegenzuwirken. Guter Wille allein reiche nicht aus. Herr Theis sah ein schwindendes gegenseitiges Interesse als Grund hinter diesem Trend, während Frau Brandtner die Bedeutsamkeit des Spracherwerbs für die europäische wirtschaftliche Integration unterstrich. Als Ko-Vorsitzende der Deutsch-Französischen Parlamentarischen Versammlung ist Frau Klinkert besonders die Förderung des gegenseitigen Spracherwerbs ein Herzensthema. Sie verwies unter anderem auf die Sprachstrategien, welche beide Länder im Rahmen des Aachener Vertrags von 2019 erstellt hatten, welche nun umgesetzt werden müssen. 

Wer das Gespräch verpasst hat und gerne nachschauen möchte, kann sich die Aufzeichnung der Veranstaltung HIER anschauen. 

Der DFJA dankt allen Teilnehmenden für ihr Interesse und ihren anregenden Fragen. Unseren politischen Gästen wünschen wir für den Endspurt im Wahlkampf viel Erfolg!